Päpstliche Gesten

Fünf Jahre hat sich Arnulf Rating für sein neues Soloprogramm Zeit genommen, nun kehrt er in die Wühlmäuse zurück – will zeigen, dass er nach wie vor zur Spitze des deutschen Kabaretts zu zählen ist. Rating führt jeden Satz aufgeräumt bis zur Pointe. „Reich ins Heim“ – so formuliert er das Ziel seiner Unternehmung und dem nähert er sich mit konstant hohem Tempo auf konstant hohem Niveau. Das Frappierende seines Wortwitzes entsteht dabei häufig aus dem scheinbaren Widerspruch zwischen Naheliegendem und Originellem. Weniger ausgetüftelt sind Ratings Figuren: Mimik, Gestik und Stimme werden zwischen den Rollen nur minimal abgewandelt, Brillengestelle und Sitzplätze gewechselt – das Charakteristische seiner Figuren liegt nicht in ihrer Äußerlichkeit, es entsteht durch ihre entlarvenden Beiträge zur Debatte um Merkel und Methusalem, Demoskopie-Debakel und Papst-Popularität. Das mag wie der kabarettistische Kanon klingen, aber nur wenige kontern die Realitätsferne der Politiker so multiperspektivisch und schmeißen derart Verwirrung stiftend und Totschlag argumentierend mit Zahlen, Fakten und Statistiken um sich wie Rating (noch vom 7.–12. und 14.2., 20 Uhr).

Richard Kropf

© Der Tagesspiegel, 07.02.2006